Zum Auftakt der neuen Verhandlungswoche beim NSU-Prozess in München stellen die Verteidiger von Beate Zschäpe weitere Anträge: Zschäpes Anwältin sieht Vorverurteilung. Och, das sehe ich mit der Situation der Vorverurteilung ähnlich.

Vielleicht hört die Vorverurteilung von Menschen auf, bevor diese noch ein Gericht sehen. Vielleicht prangert an den Zeitungen nicht mehr „Mörder“, wenn der vermeidliche Täter nach Verdacht festgenommen wurde. Vielleicht gibt es dann keine via Facebook gestarteten Lynchmob mehr, obwohl der Täter ein Anderer war.

Ja, wenn wir Täter freilassen müssen, weil der Rest kein Benehmen hat. Vielleicht würde es helfen.

Ein Mensch ist doch heute schon schuldig, bevor er auch nur die Chance hatte, sich zu verteidigen. Meist bleibt er es auch, selbst wenn er freigesprochen wird oder seine Strafe abgesessen hat. Das geht so nicht. Wenn nicht die Schuld nachgewiesen werden kann, dann ist der Mensch nicht schuldig. Wenn er seine Strafe abgesessen hat, dann sollte man ihm diese Tat im öffentlichen Leben nicht mehr nachtragen. So souverän sollte der Geist der Gesellschaft sein, aber leider wird die Masse irgendwie dümmer – also schreien wir lieber „hängt ihn höher“.